Titel: Berühre Mich. Nicht
Reihe: Berühre Mich. Nicht, Band 1
Autor: Laura Kneidl
Verlag: LYX
Seiten: 400
Preis: 12,90 €
Format: Broschiert
(26. Oktober 2017)
Inhalt:
Sie dachte, dass sie niemals
lieben könnte. Doch dann traf sie ihn ...
Als Sage in Nevada ankommt, besitzt sie nichts -
kein Geld, keine Wohnung, keine Freunde. Nichts außer dem eisernen Willen, neu
zu beginnen und das, was zu Hause geschehen ist, zu vergessen. Das ist
allerdings schwer, wenn einen die Erinnerungen auf jedem Schritt begleiten und
die Angst immer wieder über einen hereinbricht. So auch, als Sage ihren Job in
einer Bibliothek antritt und dort auf Luca trifft. Mit seinen stechend grauen
Augen und seinen Tätowierungen steht er für alles, wovor Sage sich fürchtet. Doch
Luca ist nicht der, der er auf den ersten Blick zu sein scheint, und als es
Sage gelingt, hinter seine Fassade zu blicken, lässt dies ihr Herz gefährlich
schneller schlagen ...
Meinung:
„Berühre Mich. Nicht“ behandelt das Thema Angststörungen im
New Adult Genre auf eine bewusst ungewöhnliche Weise. Es ist das Thema das im
Hintergrund der Handlung steht und hat großen Einfluss auf Sages Verhalten,
weshalb ich es gleich zu Beginn erwähnen möchte.
Laura Kneidl selbst sagte einmal, dass sie das Thema bewusst
auf diese eher vorsichtige und langsame Weise behandelt, da ihrer Meinung nach
Angststörungen, die aus Traumata resultieren, in New Adult Romanen viel zu oft
romantisiert würden. Liebe steht in „Berühre Mich. Nicht“ nicht als Heilung für
Sages Trauma, sondern vielmehr als Hilfe darüber hinweg zu kommen und sich ein
neues Leben aufzubauen.
Vor diesem Hintergrund möchte ich sagen, dass die
Problematik wirklich gut aufgefasst wurde; Sages Erlebnisse werden nicht
ausgeschlachtet, sondern nur immer wieder dezent erwähnt, obwohl sehr bald klar
ist, um was es geht, ohne dabei makaber zu werden.
Nachdem Sage vor ihrem alten Leben geflohen ist, kostet sie
jedoch das Leben als Studentin gerade aufgrund ihrer Angststörung sehr viel
Anstrengung, Überwindung und Mut. Schön finde ich dabei, dass man als Leser
miterleben darf, wie sie immer wieder kleine Schritte nach vorne macht, da nun
mal nicht alles in großen Schritten bemessen werden kann.
Dementsprechend langsam entwickelt sich jedoch auch die
Story. Bis zu Hälfte dominieren Sages alltägliche Probleme, denn sie braucht
Zeit um Luca, der alles ist wovor sie sich fürchtet, zu vertrauen und überhaupt
in ihre Nähe zu lassen. Wer also ein Problem damit hat etwas auf das Voranschreiten
der Liebesgeschichte zu warten, für den wird „Berühre Mich. Nicht“ einige
Längen beinhalten. Jedoch, das Warten lohnt sich!
Gerade die kleinen Szenen zwischendurch beinhalten wirklich
sehr schöne Momente, die das Buch gerade für die, die es etwas ruhiger mögen,
sehr empfehlenswert macht. Ich selbst bevorzuge normalerweise die etwas
aufregenderen Geschichten, bei denen es schnell zur Sache geht. Die Betonung
liegt hier auf „normalerweise“.
Sages tägliche Kämpfe und einige andere Dinge bescheren ihr
anfangs eine harte Zeit, wobei der Roman seine ureigene innere Wärme jedoch
nicht verliert. Da sich die Liebesgeschichte etwas zurückhält zu Beginn – auch wenn
es hin und wieder kräftig knistert – hat man Zeit, um sich in die kleinen
Dinge, wie Sages Hobbies, ihre Freundin April und vor allem Luca, zu verlieben.
Unser männlicher Prota und Buchhottie ist Luca, ein tätowierter
Badboy, der seine Frauengeschichten nicht ernst nimmt und Bibliothekar werden
möchte. Das scheint zwar nicht wirklich zu passen – und der Traum eines jedem
Buchmädchens zu sein – aber genau das tut es! Als Leser bekommt man Luca in so
vielen Situationen zu sehen, in denen er einfach nur traumhaft einzigartig ist,
dass man gar nicht anders kann, als sich zu verlieben. Gerade in Bezug auf Sage
zeigt er von Anfang an sehr viel Verständnis und Geduld, nutzt aber auch die
schönen kleinen Momente, in denen Sage aus sich herauskommt.
Solche Momente häufen sich im Verlauf des Buches immer mehr,
also keine Angst, dass es langweilig werden könnte. Vor allem als es dann
beginnt richtig zwischen den beiden zu funken, wird es sehr heiß – aber vor
allem auch sehr süß. (Eine seltsame, aber gut funktionierende Mischung aus
beidem!) Es ist keine Erotik im abgedroschenen Sinne, was in Hinsicht auf Sages
Vorgeschichte auch wirklich geschmacklos wäre. Selbst in solchen Momenten zeigt
Luca durch kleine Gesten, wie sehr er Sages Ängste versteht und akzeptiert –
und gibt ihr (und den Lesern) damit genau was sie braucht.
Das Schlimmste – und damit meine ich das Beste – an „Berühre
Mich. Nicht“ ist jedoch der Cliffhanger. Schon lange hat mich kein Cliffhanger
mehr so getroffen und überrascht. Er ist grausam, er ist abrupt und absolut
herzzerreißend! Kurzum: Genial! Ich kann Band 2 gar nicht mehr erwarten!
Nur bei Sages Therapie bin ich etwas kritisch und zwar
deshalb, weil sie eine Verhaltenstherapie bei einer Psychiaterin macht.
Normalerweise sind es Psychotherapeuten, die solche Therapien durchführen, da
sie sich darauf spezialisiert haben. Psychiater sind zwar der geläufigere
Begriff, doch ihr Fokus liegt auf der medikamentösen Behandlung von psychischen
Problemen. (PP Abi lässt grüßen)
Fazit:
Ursprünglich wollte ich dem Buch 4/5 Sterne geben, wegen der
anfänglichen Länge in der Lovestory, aber beim Schreiben der Rezension ist mir
aufgefallen, wie sehr selbst das das Buch besser gemacht hat. Alles andere
hätte ihm eher geschadet.
Deshalb: [5/5 Sterne] 💖💖💖💖💖
Band 2 "Verliere Mich. Nicht" erscheint: 26. Januar 2018
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