Was finden Leser*innen an Badboys? Haben sie ein gestörtes Selbstwertgefühl, weil sie wie Dreck behandelt werden wollen von den bösen Jungs?
Bad Boy Liebe – Wollen wir wirklich
wie Dreck behandelt werden?
Kleiner Disclaimer: In diesem
Artikel wird wenig gegendert und hauptsächlich auf meine heterosexuelle Einstellung
gegenüber Badboys eingegangen. Das heißt jedoch nicht, dass sich ein Geschlecht
oder eine sexuelle Orientierung ausgenommen fühlen sollte. Alle Eventualitäten
abzudecken würde schlicht den Text überladen und zu lange Sätze konstruieren. Ich
bitte dafür um Verständnis.
Es gibt immer wieder mal Goodguys,
die auch mir gefallen. Buchcharaktere, die sich in keine der beiden Schubladen
pressen lassen und trotzdem toll sind. Wenn ihr zu denen gehört, die die netten
Jungs präferiert, fühlt euch durch meine überspitzen Beschreibungen bitte nicht
angegriffen. Mir geht es allein darum zu zeigen, dass auch Badboys ihre
Existenzberechtigung in der weiten Lesewelt haben.
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Ein häufiges Vorurteil, wenn man
sich als Leserin dem Team Bad Boy zuordnet, ist, dass man unglaublich verliebt
in die Vorstellung sei, wie Dreck behandelt zu werden. Denn Bad Boys behandeln
ihre Mädels schlecht, sonst wären sie schließlich die Goodguys.
Wie immer: Achtung! Massiv
subjektive Meinung!
Ich liebe die gequälten, emotional
instabilen Badboys, die sich manchmal/ meistens wie echte Arschlöcher
aufführen. Ich liebe es, wenn sie knurren, rempeln und gemein sind – und kommt
doch mal ein sonniger Goodguy daher, nehme ich den schon auch, aber eben nur,
wenn kein Badboy zur Verfügung steht.
Möchte ich wie Dreck behandelt werden, weil ich meine Badboys liebe?
Aber sicher doch! Ich bin
unselbstständig, tief verwirrt und verunsichert und habe außerdem massive
Probleme mit meinem gesamten Leben. All das leitete der geschulte
Hobbypsychologe daraus ab, dass ich ruppige Kerle in Büchern bevorzuge. Ich
liebe es schlecht behandelt zu werden; wie Dreck unter seinen Füßen; wie eine
unwürdige, kriechende Kreatur, die schon zur Kategorie "Untermensch"
zählt; wie eine Schmeißfliege, die am Gitter klebt; wie … wie eine Badboy
Liebhaberin eben.
Oh …
Hat hier irgendwer den Sarkasmus
nicht herausgehört?
In dem Fall muss ich hinzufügen:
Ein fettes Haha. Zu eurer eigenen Sicherheit, versucht lieber nicht mich so zu
behandeln. Der unglaubliche Hulk ist in meiner direkten Ahnenlinie.
Keine Frage, es gibt unsichere,
verwirrte, unselbstständige Liebhaber*innen von TeamBad, die ein Problem mit
ihrem Leben haben. Ob das in direktem kausalen Zusammenhang steht? Ich
befürchte nein. Nicht jeder, der in unserem düsteren Team spielt, hat diese
persönlichen Probleme. Und selbst wenn jemand zur oben genannten Kategorie
gehört: Das ist allein deren Sache, hat seinen Ursprung sicherlich nicht ausschließlich
in fiktionalen Badboys und geht keinen sonst etwas an. Es ist wie gesagt
"persönlich" und es hilft keinem, wenn wir anfangen Menschen mit
solchen Problemen zu analysieren, als hätten wir ein Diplom und eine Ausbildung
als Gesprächstherapeuten. So einfach lässt sich die menschliche Psyche nicht
erklären, so leid es mir auch tut, für alle, denen das lieber wäre.
Doch woher kommt dann die Faszination für die fiktionalen bösen Jungs?
Bei mir liegt es an einem ziemlich
einfachen Prinzip, das für mein Herz, meine Seele und meinen Verstand absolut
Sinn ergibt. Auf den ersten Blick ist es vielleicht unverständlich, deshalb
versuche ich es mal aus meinem wirren Hirn heraus zu schildern, warum ich die
Badboys den Goodguys vorziehe.
Goodguys sind die Sunnyboys der
fiktionalen Welten, die netten Kerle von nebenan. Sie retten Kätzchen von
Bäumen, helfen älteren Damen über die Straße, sind freundlich zu jedermann,
helfen eben wo sie können. Jeder mag sie, sie sind selten gemein zu jemanden
und wenn doch hat es sicherlich einen gerechtfertigten Grund. Sie lächeln,
grüßen und winken (Ja ja, Verallgemeinerungen und so).
Da ist es doch klar und nur
logisch, dass sie auch zum Objekt ihrer Begierde – welch Überraschung – nett
sind. Oha, juhu, wie besonders…
Dieser Satz wurde euch gesponsert
von …
Sarcasm. Inc. Hauptsitz: Ironien.
Badboys hingegen sind nicht zu
jedem nett. Nicht jeder hat sich ihre Loyalität verdient, nicht jeden beachten
sie und sie kümmern sich nur um die ihnen wirklich wichtigen Menschen. Manchmal
haben sie keine, manchmal sind sie aus persönlichen Gründen kaputt und wütend.
Umso besonderer (so die Logik und das Buchherzens) ist es, wenn sie zu ihr anders sind (wahlweise auch zu ihm, siehe Snow-Baz).
Es ist das genau Gegenteil von dem,
was uns Badboy Anhängern unterstellt wird. Wir wollen nicht sehen, wie sie oder
er wie Dreck behandelt wird (zumindest nicht im Endeffekt, Verfehlungen gibt es
aber immer). Genauso wenig wollen wir wie Dreck behandelt werden. Wir wollen
die Königin/ der König ihres Universums sein. Die Person, die ihnen alles
bedeutet und zu der sie deshalb anders sind. Trotz all ihrer kaputten Macken.
Die Person, die sie besänftigen kann, wenn sie ausrasten und völlig neben der
Spur sind.
Man muss hier jetzt keine
Diskussion vom Zaun brechen, darüber, wo wir denn hinkämen, wenn wir unsere
Mitmenschen so behandeln würden. Leute, es ist fiktional – das bedeutet es ist
nicht die Realität. Da muss der zur Logik fähige Mensch manchmal etwas
differenzieren. Präferenzen von Lesern unterscheiden sich auch häufig zu dem,
was im echten Leben in ihren Moralvorstellungen festgelegt ist. Sonst wäre
jeder Krimiliebhaber ein potenzieller Mörder.
Das muss nicht jeder so sehen oder
mögen, aber ich bin es leid immer zu lesen und zu hören:
*Klugscheißerischer Mitleidston
voller Vorwürfe* "Ihr wollt wie Dreck behandelt werden. Was ist denn mit
euch falsch?"
Wollen wir
nicht! Aber genau diese Abwertung widerfährt uns eben leider viel zu oft, weil
wir Badboys mögen – und das nicht von den Charakteren, sondern von unseren
Mitmenschen und -lesern.
Man möge sich an dieser Stelle
herabbegeben vom hohen Moralross der einseitigen Betrachtung. Verehrte Lords
und Ladies und alles zwischendrin, ich danke Ihnen.
Kommt damit klar. Team Bad lebt in
der Dunkelheit und die ist nicht automatisch abgrundtief böse und falsch. Sie
hat viele Schattierungen.
Wer sich von diesem Artikel massiv
angegriffen fühlt: Es tut mir nicht leid. Obwohl ich hoffe, dass ich trotz
aller Zuspitzung und deutlicher Darstellung niemanden persönlich beleidigt
habe, hoffe ich gleichzeitig darauf, dass ihr Team Badboy und seinen Anhängern
ab heute mit etwas mehr Verständnis und Respekt begegnet. Man muss nicht alles
mögen, aber man sollte diejenigen, die es mögen, nicht deshalb abwerten.
Ich empfehle deshalb ein
"Douchebag Jar" ("Arschlochglas" aus der Serie "New
Girl") für den Satz: "Ihr wollte wie Dreck behandelt werden?!"
An alle da draußen, ganz egal
welchen Teams, ganz viele liebe Grüße!
Auf ein verständnisvolleres und
liebevolleres Diskutieren über unsere geliebten Bücher.
Eure Chiara 😉💗
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