Dienstag, 5. Juni 2018

Badboy Liebe ~ Wollen wir wirklich wie Dreck behandelt werden?

Was finden Leser*innen an Badboys? Haben sie ein gestörtes Selbstwertgefühl, weil sie wie Dreck behandelt werden wollen von den bösen Jungs?


Bad Boy Liebe – Wollen wir wirklich wie Dreck behandelt werden?


Kleiner Disclaimer: In diesem Artikel wird wenig gegendert und hauptsächlich auf meine heterosexuelle Einstellung gegenüber Badboys eingegangen. Das heißt jedoch nicht, dass sich ein Geschlecht oder eine sexuelle Orientierung ausgenommen fühlen sollte. Alle Eventualitäten abzudecken würde schlicht den Text überladen und zu lange Sätze konstruieren. Ich bitte dafür um Verständnis.

Es gibt immer wieder mal Goodguys, die auch mir gefallen. Buchcharaktere, die sich in keine der beiden Schubladen pressen lassen und trotzdem toll sind. Wenn ihr zu denen gehört, die die netten Jungs präferiert, fühlt euch durch meine überspitzen Beschreibungen bitte nicht angegriffen. Mir geht es allein darum zu zeigen, dass auch Badboys ihre Existenzberechtigung in der weiten Lesewelt haben. 


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Ein häufiges Vorurteil, wenn man sich als Leserin dem Team Bad Boy zuordnet, ist, dass man unglaublich verliebt in die Vorstellung sei, wie Dreck behandelt zu werden. Denn Bad Boys behandeln ihre Mädels schlecht, sonst wären sie schließlich die Goodguys.


Wie immer: Achtung! Massiv subjektive Meinung!


Ich liebe die gequälten, emotional instabilen Badboys, die sich manchmal/ meistens wie echte Arschlöcher aufführen. Ich liebe es, wenn sie knurren, rempeln und gemein sind – und kommt doch mal ein sonniger Goodguy daher, nehme ich den schon auch, aber eben nur, wenn kein Badboy zur Verfügung steht.



Möchte ich wie Dreck behandelt werden, weil ich meine Badboys liebe?


Aber sicher doch! Ich bin unselbstständig, tief verwirrt und verunsichert und habe außerdem massive Probleme mit meinem gesamten Leben. All das leitete der geschulte Hobbypsychologe daraus ab, dass ich ruppige Kerle in Büchern bevorzuge. Ich liebe es schlecht behandelt zu werden; wie Dreck unter seinen Füßen; wie eine unwürdige, kriechende Kreatur, die schon zur Kategorie "Untermensch" zählt; wie eine Schmeißfliege, die am Gitter klebt; wie … wie eine Badboy Liebhaberin eben.

Oh …
Hat hier irgendwer den Sarkasmus nicht herausgehört?
In dem Fall muss ich hinzufügen: Ein fettes Haha. Zu eurer eigenen Sicherheit, versucht lieber nicht mich so zu behandeln. Der unglaubliche Hulk ist in meiner direkten Ahnenlinie.

Keine Frage, es gibt unsichere, verwirrte, unselbstständige Liebhaber*innen von TeamBad, die ein Problem mit ihrem Leben haben. Ob das in direktem kausalen Zusammenhang steht? Ich befürchte nein. Nicht jeder, der in unserem düsteren Team spielt, hat diese persönlichen Probleme. Und selbst wenn jemand zur oben genannten Kategorie gehört: Das ist allein deren Sache, hat seinen Ursprung sicherlich nicht ausschließlich in fiktionalen Badboys und geht keinen sonst etwas an. Es ist wie gesagt "persönlich" und es hilft keinem, wenn wir anfangen Menschen mit solchen Problemen zu analysieren, als hätten wir ein Diplom und eine Ausbildung als Gesprächstherapeuten. So einfach lässt sich die menschliche Psyche nicht erklären, so leid es mir auch tut, für alle, denen das lieber wäre.



Doch woher kommt dann die Faszination für die fiktionalen bösen Jungs?


Bei mir liegt es an einem ziemlich einfachen Prinzip, das für mein Herz, meine Seele und meinen Verstand absolut Sinn ergibt. Auf den ersten Blick ist es vielleicht unverständlich, deshalb versuche ich es mal aus meinem wirren Hirn heraus zu schildern, warum ich die Badboys den Goodguys vorziehe.

Goodguys sind die Sunnyboys der fiktionalen Welten, die netten Kerle von nebenan. Sie retten Kätzchen von Bäumen, helfen älteren Damen über die Straße, sind freundlich zu jedermann, helfen eben wo sie können. Jeder mag sie, sie sind selten gemein zu jemanden und wenn doch hat es sicherlich einen gerechtfertigten Grund. Sie lächeln, grüßen und winken (Ja ja, Verallgemeinerungen und so).

Da ist es doch klar und nur logisch, dass sie auch zum Objekt ihrer Begierde – welch Überraschung – nett sind. Oha, juhu, wie besonders…
Dieser Satz wurde euch gesponsert von …
Sarcasm. Inc. Hauptsitz: Ironien.

Badboys hingegen sind nicht zu jedem nett. Nicht jeder hat sich ihre Loyalität verdient, nicht jeden beachten sie und sie kümmern sich nur um die ihnen wirklich wichtigen Menschen. Manchmal haben sie keine, manchmal sind sie aus persönlichen Gründen kaputt und wütend. Umso besonderer (so die Logik und das Buchherzens) ist es, wenn sie zu ihr anders sind (wahlweise auch zu ihm, siehe Snow-Baz).

Es ist das genau Gegenteil von dem, was uns Badboy Anhängern unterstellt wird. Wir wollen nicht sehen, wie sie oder er wie Dreck behandelt wird (zumindest nicht im Endeffekt, Verfehlungen gibt es aber immer). Genauso wenig wollen wir wie Dreck behandelt werden. Wir wollen die Königin/ der König ihres Universums sein. Die Person, die ihnen alles bedeutet und zu der sie deshalb anders sind. Trotz all ihrer kaputten Macken. Die Person, die sie besänftigen kann, wenn sie ausrasten und völlig neben der Spur sind.

Man muss hier jetzt keine Diskussion vom Zaun brechen, darüber, wo wir denn hinkämen, wenn wir unsere Mitmenschen so behandeln würden. Leute, es ist fiktional – das bedeutet es ist nicht die Realität. Da muss der zur Logik fähige Mensch manchmal etwas differenzieren. Präferenzen von Lesern unterscheiden sich auch häufig zu dem, was im echten Leben in ihren Moralvorstellungen festgelegt ist. Sonst wäre jeder Krimiliebhaber ein potenzieller Mörder.  

Das muss nicht jeder so sehen oder mögen, aber ich bin es leid immer zu lesen und zu hören:
*Klugscheißerischer Mitleidston voller Vorwürfe* "Ihr wollt wie Dreck behandelt werden. Was ist denn mit euch falsch?"

Wollen wir nicht! Aber genau diese Abwertung widerfährt uns eben leider viel zu oft, weil wir Badboys mögen – und das nicht von den Charakteren, sondern von unseren Mitmenschen und -lesern.



Man möge sich an dieser Stelle herabbegeben vom hohen Moralross der einseitigen Betrachtung. Verehrte Lords und Ladies und alles zwischendrin, ich danke Ihnen.

Kommt damit klar. Team Bad lebt in der Dunkelheit und die ist nicht automatisch abgrundtief böse und falsch. Sie hat viele Schattierungen.



Wer sich von diesem Artikel massiv angegriffen fühlt: Es tut mir nicht leid. Obwohl ich hoffe, dass ich trotz aller Zuspitzung und deutlicher Darstellung niemanden persönlich beleidigt habe, hoffe ich gleichzeitig darauf, dass ihr Team Badboy und seinen Anhängern ab heute mit etwas mehr Verständnis und Respekt begegnet. Man muss nicht alles mögen, aber man sollte diejenigen, die es mögen, nicht deshalb abwerten.


Ich empfehle deshalb ein "Douchebag Jar" ("Arschlochglas" aus der Serie "New Girl") für den Satz: "Ihr wollte wie Dreck behandelt werden?!"




An alle da draußen, ganz egal welchen Teams, ganz viele liebe Grüße!

Auf ein verständnisvolleres und liebevolleres Diskutieren über unsere geliebten Bücher.

Eure Chiara 😉💗

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