Inhalt
»Ich
würde mich nicht unterordnen, nur weil mir irgendjemand einen Ring auf den
Finger schob! Er wollte meinen Gehorsam? Er würde ihn sich erkämpfen müssen.«
Prinzessin Mirelle soll verheiratet werden - und das schnell,
bevor sich ihr nacktes Bad im Fluss als Skandal herumspricht. Doch sie ist
nicht bereit, sich dem Willen ihres Vaters zu fügen. Sie schlägt alle Freier in
die Flucht mit der einzigen Waffe, die sie besitzt: gut gezieltem Spott. Nur
nutzt es ihr nichts. Zur Strafe muss sie einen Bettler heiraten, der sie zu
Demut erziehen soll. Kaum hat Mirelle den Ring am Finger, sinnt sie auf Rache
an ihrem Vater - und an ihrem neuen Ehemann. Da kann er sie noch so
faszinieren …
Meinung
Um
ehrlich zu sein, hatte ich das Märchen von „König Drosselbart“ schon fast vergessen,
als ich beim Sommerfest des Verlags darauf gestoßen bin. Je weiter ich gelesen
habe, umso mehr kamen die Erinnerungen daran zurück. Nur, dass Spielmannsbraut
natürlich immer wieder eine andere Richtung einschlägt.
Das
Buch fängt direkt mit einer schicksalhaften Begegnung an und verschwendet nicht
viel Zeit mit Geplänkel. Statt einer eingebildeten Prinzessin zeigt „Spielmannsbraut“,
wie es dazu kommen konnte, dass eine sympathische, selbstbestimmte, freundliche
junge Frau alle ihre Verehrer so tief beleidigen konnte, dass ihr Vater sie
einem Spielmann versprach. Mirelle fand ich als Protagonistin wirklich toll.
Mich konnte sie auf jeden Fall von sich überzeugen. Ihr Handeln war manchmal etwas
… radikal, aber nachvollziehbar.
Was
die Liebesgeschichte in der Märchenadaption angeht: Mir persönlich gefallen
Geschichten sehr gut, in denen die beiden Hauptcharaktere sich anfangs gar
nicht leiden können und unterschiedlicher nicht sein könnten. Nur um dann mit
der Zeit zu entdecken, dass sie eben doch viele Gemeinsamkeiten haben und
Gefühle füreinander entwickelt haben. Das kam, finde ich, in dem Buch auch gut
rüber. Ich konnte es jedenfalls vor allem wegen der Liebesgeschichte kaum aus
der Hand legen.
Neben
Mirelle fand ich auch Joakim, den Spielmann, wirklich interessant. Seine
geheimnisvolle Vergangenheit wird immer mal wieder eingestreut und hat
zumindest mich ziemlich verwirrt und zum Grübeln gebracht. Ich hätte auf jeden
Fall nicht gedacht, dass ein brummiger, bärtiger und schmutziger Spielmann als
Love Interest taugen könnte – aber „Spielmannsbraut“ schafft es.
Wer
sich noch an das Original Märchen erinnert, weiß, dass es darin ein paar –
nennen wir es – schwierige Elemente gab. Gerade König Drosselbart bekleckert
sich darin nicht immer mit Ruhm. Das wird aber recht gut gehändelt.
Dazu
kommt dann noch ein absolut unerwarteter Twist am Ende, der mich ein bisschen
überfordert zurückgelassen hat. Da hätte ich mir auf jeden Fall noch ein bis
zwei Kapitel am Ende gewünscht, damit das auch richtig ankommen kann. Es ging
mir persönlich dann etwas zu schnell mit zu wenig Erklärungen.
Fazit
Spielmannsbraut
nimmt einen Klassiker und gibt ihm eine interessante neue Verkleidung. Die arrogante
Prinzessin wird zur sympathischen Protagonistin, die sich von nichts
einschüchtern lässt – nicht einmal von ihrem brummigen neuen Ehemann, der seine
ganz eigene Rechnung mit ihr offen hat. Trotzdem schafft es Anne Danck, dass statt
Bitterkeit eine tiefe und ehrliche Beziehung zwischen dem Spielmann und der
Prinzessin entsteht. Bis auf das überraschende Ende, hat mir das Buch wirklich
sehr gut gefallen und ich bin nur so durch die Seiten geflogen.
[4/5 Sterne] 💖💖💖💖
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