Titel: Drachendunkel - Die Legende von Illestia
Reihe: /
Autor: Eyrisha Summers
Verlag: Heyne
Seiten: 368
Preis: 14,00 €
Format: Softcover
(5. März 2020)
"Der
Mann will dich lieben, doch der Drache will dein Blut."
Ihr könnt
euch vorstellen wie mein dramaliebendes Herz geklopft hat bei diesem Satz. Ein
mysteriöser Fremder, der sich als Drache samt Schloss herausstellt und Ella
zwingt in seinem Schloss zu leben, damit er ihr Dorf – und ihre Familie – vor Hunger
und Kälte rettet.
Die Schöne
und das Biest Stockholm Geschichten dieser Welt sind nicht für jeden was, aber
ich liebe – wie viele andere – sogar Kresley Cole's uralten Vampirschurken
Lothaire, also habe ich mich sehr auf dieses Buch gefreut.
Was jetzt
folgt ist keine Rezension des gesamten Buches. Ich habe es auf Seite 79
abgebrochen und ein paar von euch wollten wissen wieso. Hier ist warum:
Wie schon
erwähnt, habe ich mich auf einen düsteren, fiesen Entführer gefreut, der erst
im Laufe der Zeit seine dunkle Seite überwindet, ihr kennt das ja. Davon wie
toxisch das in der realen Welt ist, hier auch mal abgesehen, denn nicht jeder Protagonist
fängt als toller Kerl an.
Genau das,
ist das Problem.
Razul denkt
er ist der gute Kerl. Und versucht …sich so zu verhalten? Er rechtfertigt seine
Erpressung durch seine noblen Gründe, die aber gar nicht so nobel und gar nicht
so verständlich sind.
Es folgen ein
paar Spoiler für die ersten 79 Seiten von "Drachendunkel", fühlt euch
gewarnt.
Das Buch
fängt lehrbuchmäßig an.
Das erste Kapitel
zeigt uns die Drachen in einem epischen Kampf. Razul und sein Problem, das
durch den Kampf entsteht ebenso und dann geht es weiter mit dem nächsten
Kapitel, das uns Ella und ihre Umstände näherbringt. Es zeigt uns ihren
Charakter in einer spannenden Situation. Razul taucht als mysteriöser Kerl im
Wald auf. Sehr cool! Der Funke springt noch nicht wirklich bei mir über, aber
okay. Kann passieren.
Aber Razul …
Mit ihm kam ich echt nicht klar. Er nimmt direkt der Szene jede Spannung, in
dem er sagt, er will ihr nichts Böses, benimmt sich gleichzeitig auf
unangenehme Weise leicht herablassend und entwickelt dann halbherzig eine
Faszination für Ella, die mir vorkam wie: "Joah, ich brauche eine Frau um
meinen Fluch zu lösen und die ist doch ganz nett. Warum nicht?" So kam es
im Subtext zumindest bei mir an.
Sehr unangenehm.
Es gibt
Geschichten, bei denen muss es schnell gehen. Da gibt es keine Zeit, dass beide
sich lang verlieben können. Eine Seite muss sofort stark, sehr stark, angefixt
sein. In solchen Fällen finde ich es gut, wenn man auf sowas zurückgreift wie Schicksalsgefährten
oder animalische Triebe. Das ist eine gegebene Tatsache, die man mir mit wenig
Worten schnell verständlich machen kann.
Es kommen
ein paar recht spannende Szenen. Razul taucht wieder auf. Verhält sich wieder
herablassend und stellt dem Dorf schlussendlich – nicht persönlich, sondern über
den Ratssprecher oder so – das Ultimatum Ella rauszurücken oder er gibt ihnen
weder Wärme noch Essen. Zwei Dinge, die sie dringend brauchen. Ella beugt sich
dem verständlicherweise.
Aber, und
das hat mich wirklich wahnsinnig gemacht, dann erfährt man durch seine Sicht,
dass er ihnen das Essen und die Wärme auch so gegeben hätte, weil er ja so ein
guter Kerl ist. Was die anderen aber nicht wissen können.
Es tut mir
wirklich leid, aber sein konstantes Rechtfertigen war das Schlimmste. Ich finde
es wirklich schade, dass das Buch mir nicht gefallen hat. Aber wenn man eine
Geschichte schreibt, in der man einen erpresserischen Drachen als Protagonisten
hat, dann muss der nicht von Anfang an ein netter Typ mit noblen Beweggründen sein. Das kommt nämlich nicht sympathisch an, sondern als würde dieses
Arschloch sein arschiges Verhalten dauern rechtfertigen, was ihn zum mega Arschloch
macht.
Zur
Erklärung: Ich habe es Lothaire ("Lothaire" von Kresley Cole)
verziehen, dass er Ellie (witziger Zufall) im Todestrakt hat sitzen lassen, weil
es praktischer für ihn war, und sie das halbe Buch schlecht behandelt hat, weil
er so fixiert auf seine Ziele war und eine Vorgeschichte mit Menschen ganz
generell. Weil er nie so getan hat, als wäre er ein guter Typ. Er wusste, dass er
das nicht ist. Es war ihm auch egal. Als Leserin kannte ich seine Geschichte
und konnte nachvollziehen (nicht rechtfertigen! Haltet euch von toxischen Menschen
fern!) warum er mit seinem Weltbild so gehandelt hat.
Razul …
benimmt sich wie ein Arschloch, findet aber, dass er ein echt netter Typ ist.
Das hat für mich nicht gepasst. Wenn du für die Geschichte anfangs ein Arsch
sein musst, Razul, dann sei ein Arsch! Du hast Zeit dich zu entwickeln! Jeder ist
mal ein Arsch.
Die
Spannung, neben meiner Sympathie für den männlichen Protagonisten, wurde
leider auch direkt am Anfang gebrochen. Jede Frage, die ich mir als Leser
gestellt habe, wurde fast im nächsten Moment direkt gelöst.
Der
schlimmste Fauxpas, den ich bisher in Sachen Spannung gelesen habe, war
einfach, als Razul mir direkt gesagt hat, was er tun müsste, damit all seine
Probleme gelöst wären.
Tja, damit war mir klar, was am Ende passieren würde,
wenn er und Ella ihre Liebe füreinander gefunden haben, was er ja quasi schon hat. Selbst wenn das, was in wenigen Sätzen auf Seite 44 gesagt wird, nicht am
Ende passiert: Ich gehe davon aus, dass es passiert, habe keine ungelösten
Fragen mehr in meinem Kopf und keine Motivation weiter zu lesen.
Am Anfang
will ich Probleme und Hürden, keine Lösungen.
Zudem hängt er
seiner Zusammenfassung noch ein subtextliches "Ach kann ich eh nicht
ändern, nicht mein Problem. Kann nur hoffen, dass meine noch immer kämpfenden
Brüder den Feind besiegen, während ich mich mal dem netten Mädchen widme"
an.
Nein, das
steht so nicht da und ist kein wörtliches Zitat. So kam es nur leider bei mir
an. Dezent unsympathisch.
Ich habe
gelesen, bis an den Punkt, an dem sie in sein Schloss kommt. Alles nach Seite
79 kann ich nicht beurteilen. Aber auch hier, zerstört er jede Spannung. Sie
fragt ihn was das Ganze solle, man freut sich auf einen Konflikt. Was tut er? Er
schmettert sie liebevoll abwertend ab und sagt er kann jetzt nicht, sie muss
schnell (im Keller) zu ihrer Sicherheit eingesperrt werden.
…
Jaaaaa.
Er bevormundet
sie etwas zu viel für meinen Geschmack und ich kann nicht verstehen, woher der
Funke bei ihr kommt, den sie empfindet.
…
Ellas
Charakter schätze ich bis hierhin eigentlich so ein, dass sie sich lieber
deiner Drachenform stellen würde, als von deinem selbstverliebten,
egozentrierten Menschen Ich eingesperrt zu werden.
Zusammenfassung
Mir haben
einfach ein paar kleine, liebenswerte Eigenschaften an Razul gefehlt (Tierlieb,
liebt seine Familie über alles, keine Ahnung) und eine Frage, die mir das Buch
beantworten sollte. Spannung. Auf jeden Fall Spannung.
Deshalb breche
ich an dieser Stelle das Lesen leider ab. Meine Zeit ist - trotz Corona - knapp bemessen und ich will mich nicht durch ein Buch quälen, nur um am Ende eine schlechte Rezension zu schreiben. Ich denke für die, die es von euch interessiert hat, ist das hier ein guter Kompromiss.
Was aber
dazu gesagt werden muss: Der Schreibstil, besonders für High Fantasy, war top! Wirklich
toll. Man kann es sich alles so gut vorstellen, fühlt sich in einer fremden
Welt… Der hat mir sehr gefallen. Auch Ellas Charakter ist vielversprechend.
Razul und
die fehlende Spannung waren leider ein zu großes Problem für mich.
Ich hoffe
trotzdem, dass das Buch da draußen, wie jedes andere Buch auch, seine Leser
findet und jemand anderen begeistern konnte.
Viele Liebe Grüße
eure Chiara 😉💗
Uff.. das klingt ja sehr anstrengend. ich versteh dich, wieso du es abgebrochen hast... als ich den einen Satz gerade gelesen habe, ging es mir wie dir und es klang echt toll!
AntwortenLöschenLiebe Grüße
Alisia
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Echt schade :/ Ich weiß auch nicht, ob es irgendwann besser geworden wäre... Welchen Satz meinst du?
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